Auf unserem Roadtrip durch Osteuropa haben wir bisher so oft wie möglich in Wohnungen übernachtet, die wir über persönliche Kontakte oder auf Airbnb gefunden haben. Die Idee, auf diese Weise einen intimeren Einblick in die fremden Städte zu bekommen, hat sich jedoch zumindest teilweise naiv entpuppt.
In Wien und Zagreb sind wir tatsächlich in privaten Wohnungen untergekommen: Morgens rochen wir nach dem Shampoo unserer Gastgeber, abends gingen wir in die Restaurants, die sie uns empfohlen haben. Einmal lag auf dem Nachttisch noch das Buch, das unser Gastgeber gerade las. Ein bisschen in fremden Leben stöbern: très charmant.
In Sarajevo waren wir in einer privaten Ferienwohnung untergebracht. Wenn über unseren Köpfen die Dielen quietschten, wussten wir, dass unsere Gastgeber zu Hause sind. Zur Begrüßung luden sie uns auf bosnischen Kaffee in ihr Wohnzimmer ein, wir durften unsere hochwassernassen Socken bei ihnen waschen, der Abschied war herzlich.
In anderen Städten handelte es sich bei den auf Airbnb inserierten Schlafplätzen in vermeintlichen WGs aber eher um Betten in unangemeldeten Hostels. Dort ließ niemand im Badezimmer seine Zahnbürste stehen und wenn man mal einen der Mitbewohner traf, dann nur, weil der gerade einen schweren Trolley über die Wohnungstürschwelle nach draußen wuchtete, bevor die Putzfrau kam, um das Zimmer für die nächsten Reisenden herzurichten. Kein Wunder, dass Hotellerieverbände angesichts dieses touristischen Schwarzmarktes Alarm schlagen.
Nachdem wir uns entschieden haben, noch eine Nacht länger in Budapest zu bleiben, sind wir heute in ein ordentliches Hostel gewechselt. Eines mit muffigen Schlafsälen, einer (noch seltsam hygienisch wirkenden) Gemeinschaftsküche und einem Preis, der hoch genug ist um einen Teil davon als Kurtaxe abzuführen.
Es handelt sich um das Amazing Hostel, das im Innenhof eines alten und majestätischen Gebäudes unweit des Astoria-Hotels liegt, und dessen Dekadenz und morbider Charme noch dadurch unterstrichen wird, dass in seinem gewaltigen Treppenhaus die Farbe blättert und der Putz von den Wänden bricht.
Tatsächlich „amazing“ sind an diesem Hostel die Betten: Es handelt sich um Matratzen, die ohne Lattenrost auf zusammengeschobenen Holzpaletten liegen. Das ist erstaunlich bequem – und Paletten finden wir ja eh super.